Exkursion der Klasse 10d zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Engerhafe
von Coleen Brumme, Talea Jugl und Merle Müller sowie Marie Oltmanns, Kl. 10d
Am 1.4.2025 besuchte unsere Klasse, die 10d, die KZ-Gedenkstätte Engerhafe in Ostfriesland. Sie erinnert an ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme, das im Herbst 1944 existierte. Obwohl das Lager nur zwei Monate bestand, ist es dennoch ein bedeutender Ort des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in der Region und zeigt auch, wie viele grausame nationalsozialistische Taten hier im Norden durchgeführt wurden.
Das Konzentrationslager diente der Zwangsarbeit für den Bau des Friesenwalls, der eine Verteidigungsanlage an der Nordseeküste werden sollte. Die Häftlinge sollten dafür Panzergräben rund um die Stadt Aurich ausheben.
Das Lager befand sich nahe der Kirche des Dorfes Engerhafe, wo heute auch die Gedenkstätte liegt, und bestand aus mehreren Baracken, die unter anderem Schlafräume, Aufenthaltsräume sowie Koch- und Waschgelegenheiten enthielten. Die hygienischen Bedingungen waren allerdings katastrophal und die medizinische Versorgung war unzureichend. Dadurch litten viele Häftlinge an zahlreichen infektiösen Erkrankungen und starben auch oft daran. Die Häftlinge stammten aus verschiedenen Ländern Europas, darunter Polen, den Niederlanden, Lettland, Frankreich, Russland, Litauen, Deutschland, Estland, Belgien, Italien, Dänemark, Spanien und der Tschechoslowakei.
In einer Gruppenarbeit bekamen wir vom Museum Kopien echter Dokumente von ehemaligen Häftlingen des KZ und versuchten, daraus ihre Biografien wiederherzustellen. Hierbei fiel erst auf, wie genau Protokolle teilweise geführt wurden, wie die Menschen allerdings nach und nach auch ihre Identität verloren und zu Zahlen auf langen Listen wurden, denn insgesamt waren etwa 2.000 Männer während der gesamten Bestandszeit im Lager.
Während der kurzen Existenz des Lagers starben mindestens 188 Männer, die auf dem Ortsfriedhof in Engerhafe bestattet wurden.
Nicht nur Engerhafe war ein KZ in unserer Region, es gab sehr viele. Auf einer Karte im Museum der Gedenkstätte konnte man sehen, dass es mehrere Außenlager in Wilhelmshaven gegeben hat.
Uns gefiel die Gedenkstätte sehr gut, da sie uns vor allem auch die Menschen, die inhaftiert waren, mit ihren Geschichten nähergebracht hat. Wir konnten sehr viele Fragen stellen und wurden ausgiebig über die vielen Konzentrationslager in Ostfriesland informiert. Ebenfalls wurde uns der Alltag im ehemaligen KZ Engerhafe erklärt.
Mit diesen Erzählungen und generell durch die Führung durch die Gedenkstätte und dem umliegenden Plätzen sowie dem Friedhof und vor allem der Biografiearbeit wurde uns allen noch einmal bewusster, wie wichtig es ist, diese grausame Zeit nicht zu vergessen und an die Opfer des Nationalsozialismus und des Holocaust zu gedenken, damit so etwas nie wieder passiert.
Die Gedenkstätte in Engerhafe soll an das ehemalige Konzentrationslager in Engerhafe und an jegliche Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern. Dazu dient zu einem ein eingezäunter Bereich, der das Toilettenhaus erkennbar macht; eine Gedenktafel mit dem Namen aller Männer, welche damals im Konzentrationslager verstarben an einem abgetrennten Teil des Friedhofes der Kirche in Engerhafe an dem jedes der verstorbenen Opfer einen eigenen kleinen Grabstein hat und eine Ausstellung im damaligen Pfarrerhaus in Engerhafe.
Uns, als Klasse, wurde alles gezeigt.
Zunächst wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt und sprachen in separaten Räumen über bestimmte Begriffe und grobe Informationen über den Nationalsozialismus im Allgemeinen. Wir sollten für uns selbst die Begriffe “Rassismus”, “Nationalsozialismus” und “Konzentrationslager” definieren und aufschreiben, was wir damit verbinden. Danach sprachen wir zusammen darüber, konnten Fragen stellen und bekamen erste Informationen über das Konzentrationslager in Engerhafe. Das Konzentrationslager war nur für zwei Monate aktiv und brachte ausschließlich Männer unter, aus insgesamt 40 Nationen, darunter hauptsächlich Holländer, Polen, Russen und Deutsche. Manche waren Juden, andere galten als politische Feinde. Die Männer, die dort starben, taten dies oft aufgrund der mangelnden Versorgung, der harten Zwangsarbeit oder der fehlenden Hygiene. Es war kein Vernichtungslager und doch starben 188 unschuldige Männer. Nach diesen Informationen zeigte man uns eine Karte, auf der alle verschiedenen Konzentrationslager in Ostfriesland, Friesland und Wilhelmshaven abgebildet waren. Und es waren erschreckend viele. Arbeitslager, Frauenlager, Judenlager und noch so viele mehr. Engerhafe war eines der größten, da es um die 2000 Leute unterbrachte.
Damit wir nicht nur lange zuhören mussten, bekamen wir eine Aufgabe die sowohl spannend und interessant als auch berührend und emotional war.
Wir bekamen, in jeweils Zweiergruppen, eine Mappe, welche Kopien der Dokumente eines Gefangenen verwahrte, welcher in Engerhafe verstarb. Dort konnte man alte Bilder des Menschen finden. Teilweise Bilder aus seiner Kindheit oder seiner Hochzeit. Persönliche Informationen, aber auch Todesurkunden und Unterlagen bezüglich des Aufenthaltes im Konzentrationslager. Diese Aufgabe brachte ein noch so viel näher an die Thematik heran, als es der Ort an sich tat.
Als wir mit unserer Recherche fertig waren, gingen wir raus zu dem abgezäunten Bereich. Dort wurde uns von dem Alltag der Inhaftierten erzählt: von einem Morgenappell und dem Marsch zur “Arbeit”, von der schweren, körperlichen Arbeit in einem Panzergraben in der Nähe von Aurich. Auch wurde uns von einigen traurigen Schicksalen berichtet, welche versucht haben zu fliehen, weil sie Familie in anderen Konzentrationslagern hatten.
Und im Anschluss liefen wir zum Friedhof und dem Gedenkstein, welcher von einem Kunst-Leistungskurs vor nicht allzu langer Zeit entworfen wurde, um die Verstorbenen zu ehren. In dem abgetrennten Bereich fanden sich auch einzelne kleine Grabsteine wieder, welche, wenn es möglich war den Verstorbenen zu identifizieren, die einzelnen Personen ehrte. Dort konnten wir auch den Stein finden, welche an die Person erinnerte, welche wir zuvor durch Recherchen kennenlernen durften und unseren Klassenkameraden von Ihnen erzählen.